zart-programm

Sa, 04.07. | 14:00 Uhr

Offizielle Eröffnung von Zart 2020

Auf dem zentralen Kreuzackerplatz wird Kurt Fluri, Stadtpräsident und Nationalrat, die Kunstausstellung Zart 2020, die Teil der 2000-Jahr-Feiern der Stadt Solothurn ist, offiziell eröffnen.
Danach sind die Besucher*innen eingeladen, die Kunstwerke vor Ort zu besichtigen. Dabei besteht die Gelegenheit, viele Künstlerinnen und Künstler persönlich kennenzulernen. Es lohnt sich, sich Zeit zu nehmen und spazierend die Stadt Solothurn und Zart 2020 zu entdecken.

Rede von Brigitte Müller, Präsidentin Kunstverein Solothurn

Sehr geehrter Herr Kurt Fluri, Sehr geehrte Damen und Herren

Liebe Mitglieder des Kunstvereins Solothurn, Liebe Künstlerinnen und Künstler

Es freut mich sehr, Sie heute auf dem Kreuzackerplatz zur offiziellen Eröffnung von Zart 2020 begrüssen zu können.

Ihnen, Herr Kurt Fluri, ein grosses Dankeschön für Ihr Kommen und Ihre Rede.

Mein Name ist Brigitte Müller. Ich bin die Präsidentin des Kunstvereins Solothurn. Seit über zwei Jahren organisiere ich zusammen mit Anna Bürkli, Kunsthistorikerin und Vize-Präsidentin des Kunstvereins Solothurn und Reto Emch, Leiter des Haus der Kunst St. Josef, die Kunstausstellung Zart 2020. Sie können sich sicher vorstellen, dass diese offizielle Eröffnung für Anna Bürkli, Reto Emch und für mich ein emotionaler und berührender Moment ist. Von der ersten Idee bis heute war es ein langer Weg: Ab heute gehört Zart 2020 Ihnen.

Für die Organisation einer Ausstellung im öffentlichen Raum in dieser Grösse braucht es nicht nur drei wagemutige Menschen, sondern es ist das Werk von vielen Leuten. Entscheidend war zu Beginn sicher die Zusage der Stadt Solothurn, dass unser Projekt Teil des 2000-Jahr-Jubiläums sein wird. Darauf aufbauend konnten wir den Kanton Solothurn und weitere Sponsoren gewinnen, die Zart 2020 finanziell unterstützen.

Beim Planen, Organisieren und beim Aufbauen waren wir auf viele helfende Hände angewiesen. Wir wurden und werden tatkräftig unterstützt von Mitarbeitenden der Stadt Solothurn, dem Denkmalsschutz, der Stadtpolizei, des Werkhofes, den Verantwortlichen der Römisch-Katholischen Kirche und von vielen Fachleuten. In den nächsten Wochen werden Helferinnen und Helfer in der Dreibeinskreuzkapelle und in der Spitalkirche Aufsicht leisten und damit ermöglichen, dass diese sakralen Gebäude, die normalerweise geschlossen sind, fürs Publikum offen sein werden.

Allen Menschen, die Zart 2020 unterstützen und mithelfen, ein ganz herzliches Dankeschön. Auf unserer Website finden Sie alle Sponsoren, Unterstützerinnen und Unterstützer namentlich aufgeführt. Ein grosser Dank geht an Isabel Kerle und Urs Amiet, die mit einem enormen Einsatz und Ihrem Fachwissen für den gestalterischen Auftritt von Zart 2020 verantwortlich sind. Und an Christine Kobel, die uns bei der Administration unterstützt.

All diese Anstrengungen haben zum Ziel, dass wir 20 Künstlerinnen und Künstler einladen konnten, die ein Kunstprojekt für Zart 2020 an ausgewählten Orten in der Stadt Solothurn realisieren. Euch – liebe Künstlerinnen und Künstler – ein herzliches und grosses Dankeschön für eure Teilnahme. Wir danken euch fürs Mitdenken, Mitwirken und für eure Kunst. – Jedes Kunstprojekt trägt dazu bei, dass Zart 2020 in der Stadt Solothurn wahrgenommen wird.

Als wir den Kunstschaffenden die Idee von Zart 2020 erklärten, haben wir sie darüber orientiert, dass Zart ein Anlass des 2000-Jahr-Jubiläums ist. Wir haben aber nicht ausdrücklich verlangt, dass sie mit ihrem Projekt einen geschichtlichen Bezug zum Jubiläum herstellen müssen. Einzelne Kunstschaffende konnten sich jedoch der reichen Stadtgeschichte nicht entziehen, sodass einige Kunstprojekte fast zwangsläufig einen historischen Kontext aufweisen. Beispielsweise dieses Projekt hier – die Porte Jaune – gebaut aus handelsüblichen Schalungsträgern, die tagtäglich auf dem Bau gebraucht werden – diese Porte Jaune hat der österreichische Künstler Rainer Prohaska mit Helfern aufgebaut. Als wir uns mit seiner Projektidee auseinandersetzen, erinnerten wir uns an das Alte Berntor, das 1877 abgerissen wurde. Bei Feuerwerk und Absingen wüster Spottverse wurde das Alte Berntor dem Fortschritt geopfert. Dieses Alte Berntor beschäftigt die Solothurner noch heute und Zart 2020 hat Rainer Prohaska beauftragt, in der Vorstadt ein Zeichen zu setzen, um daran zu erinnern. Die markanten Kreuze in den Lauben an der Berntorstrasse sind Symbole, die zur Diskussion über den Umgang mit historischen Gebäuden, Stadtarchitektur, Nutzung des öffentlichen Raums und anderen Fragen anregen soll. Auf dem Weg dorthin werden Ihnen Autopneus auf dem Dornacherplatz auffallen. Die Genfer Künstlerin Delphine Reist hat die Pneus zu einem Collier aufgebaut und hinterfragt mit einem ebenfalls alltäglichen Material unsere Mobilität.

In der Dreibeinkreuzkapelle sehen die Besucherinnen und Besucher auf den historischen Gemälden den Märtyrertod von Urs und Viktor, den Stadtheiligen von Solothurn. Die Stadt Solothurn steht in Flammen, es wird gemordet und geschändet, die Köpfe rollen – die Aare ist rot gefärbt von den vielen Toten. Ich hoffe, dass wir solch mörderische Zeiten ein für allemal hinter uns gelassen haben. Die historischen Gemälde haben das Schweizer Künstlerduo Monica Germann und Daniel Lorenzi inspiriert: In ihrem Werk «Mit dem Kopf unter dem Arm flussabwärts» sind geschundene Körper und abgeschlagene Köpfe zu erkennen. Ein grosser Kopf wird jedoch von einer übergrossen Hand zart getragen. Der belgische Künstler Johan Tahon hat aus Porzellan einen viel kleineren Kopf gestaltet, der leise in der St. Urban Kapelle liegt. Die Kunstschaffenden wurden nicht über die Projekte orientiert, deshalb ist es wohl ein Zufall, dass an zwei Orten das Motiv des Kopfes zu sehen ist. Vielleicht aber auch ein Metapher, dass wir in der heutigen Zeit oft kopflos durchs Leben schreiten.

Sicher werden Sie selber noch andere historische und gesellschaftliche Zusammenhänge erkennen, wenn Sie die rund 20 Orte besuchen. Im Baseltor, wo von der Künstlerin Sonja Feldmeier ein Baum samt Wurzelwerk waagrecht im Raum steht. In der Spitalkirche hinterfragt das Werk von Alex Hanimann, Begriffe wie beispielsweise Heimat, Migration, Besitz. Und in der Unterführung beim Baseltor hat Nicolo Bernasconi dem über Jahr stillgelegten Kiosk wieder Leben eingehaucht. Er verkauft aber keine Produkte, sondern Gedanken über unsere Konsumgesellschaft.

Zart 2020 spricht auch alle Sinne an. So können Sie mit Christian Fürholz auf einen Klangspaziergang gehen und die Stadt einmal nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Ohren wahrnehmen. Im Park an der Römerstrasse wachsen Kürbisse an aus Weidenzweigen geformten Iglus. Die Idee dieses Projektes stammt vom italienischen Künstler Leone Contini. Die Ausführung erfolgte durch den Solothurner Künstler Yves Lavoyer. Das Werk von Celia und Nathalie Sidler können Sie als Butter auf dem Wochenmarkt, im Gänterli und in der Stadtkäsi sogar kaufen.

Auf unserer Website finden Sie die Beschreibungen zu den Kunstschaffenden, zu den Kunstprojekten und über die Orte, wo die Werke zu finden sind. Es lohnt sich, wenn Sie sich auf dieser Website über die 20 Kunstprojekte informieren. Empfehlen möchten wir Ihnen auch die Teilnahme an Führungen und speziellen Aktionen beispielsweise jene von Muriel Baumgartner beim Rathaus oder jene von Lea Fröhlicher und Flo Kaufmann. Das Programm und die Daten finden Sie ebenfalls auf unserer Website www.zart2020.ch

Zart 2020 war nie als Grossanlass geplant. Deshalb konnten wir diesen Frühling sehr schnell entscheiden, dass die Ausstellung trotz der Coronakrise diesen Sommer durchgeführt wird. Der Name Zart ist Programm. Wir wünschen uns, dass Sie – liebe Besucherinnen und Besucher – sich etwas Zeit nehmen, bei einem Spaziergang die Kunstwerke in der Altstadt, der Vorstadt und entlang der Aare besichtigen. Dass Sie sich im Alltag vielleicht einen ruhigen Moment reservieren, um in der St. Ursen Kathedrale oder in der Jesuitenkirche einerseits die grandiose Architektur dieser imposanten sakralen Gebäude und andererseits die eleganten, zeitgenössischen Interventionen von Atsuo Hukuda und Romain Crelier studieren. Oder Sie schliessen sich sogar der Stadtzeichnerin Verena Baumann und dem Künstler Roman Candio an, setzen sich irgendwo hin und erschliessen sich die Stadt – Strich um Strich auf einem Blatt Papier.

Laden Sie Familie, Freunde und Bekannte zu einem Besuch nach Solothurn ein und zeigen Sie ihnen, in welch schöner Stadt wir wohnen und leben.

Heute können Sie an vielen Orten die Künstlerinnen und Künstler treffen. Nehmen Sie doch die Gelegenheit wahr und kommen Sie ins Gespräch. Geniessen Sie das schöne Wetter, geniessen die Kulturstadt Solothurn und gönnen Sie sich Speis und Trank in den unzähligen Restaurants, Beizen und Cafés.

Zusammen mit Anna Bürkli und Reto Emch – wünsche ich Ihnen einen wunderbaren Sommer und gute Erlebnisse beim Erkunden von Zart 2020.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.